Der Kommentar

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Als mir meine eigenen Unterlagen angeboten wurden

Bildung hat einen hohen Wert in Deutschland, dachte ich. Wesentliche pädagogische Konzepte sind hier entwickelt worden, selbst im Grundgesetz ist das Recht auf Bildung verankert.

Seit vielen Jahren arbeite ich freiberuflich im Training / Coaching bei unterschiedlichen Bildungsträgern. Ich arbeite gern mit Menschen, die lernen und sich entwickeln wollen. Ich arbeite gern mit Gruppen und konzipiere sehr gern Bildungskonzepte, die zu den Menschen passen. Menschen zu beraten, begleiten, bewegen ist meine professionelle Leidenschaft. Darum lerne ich auch immer gern dazu und qualifiziere mich in den unterschiedlichen Bereichen.

Als Freiberuflerin in der Weiterbildung erlebt man die unterschiedlichsten Dinge. Honorare, die ständig schlechter werden, Absprachen, die nicht eingehalten, werden, Projekte und Zusagen, die plötzlich platzen Sich schnell wieder zu sortieren und neu aufzustellen ist an der Tagesordnung.

Doch was war wirklich der größte Knüller?

War der größte Knüller,
  • als sie mir 12,00 Euro in Ratzeburg boten oder 16,00 Euro in Elmshorn? Und als ich erwähnte, dass ich dann besser als Putzfrau arbeiten könne und mehr verdienen würde, man sich gegen mich entschieden hat?

  • Oder dass für die Erstellung von Bewerbungsunterlagen kein EDV-Raum gebucht wurde und als ich den Raum über den Hausmeister organisierte, mir gesagt wurde, das sei ja kriminell, was ich da gemacht hatte?

  • Oder als für eine Beratungs- und Kommunikationsschulung, die über ein halbes Jahr mit Blockunterricht stattfand, keine Räumlichkeiten zum Arbeiten und Üben der Beratungsmethoden vorhanden waren?

Nein, es war der Moment, als mir meine eigenen Unterlagen zur Vorbereitung für das Thema Kompetenzentwicklung / Persönlichkeit angeboten wurden. Das war dann für mich der Anlass, eine Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen. Leider ist der Klageweg sehr schwierig mit solchen Themen.

Warum tue ich mir das immer wieder an?

Das ist mein Beruf und ich arbeite gern. Und ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen wie jeder andere Mensch auch. Lernen in Geschenke einpacken und den Menschen in den Mittelpunkt stellen, ist eine der Aufgaben eines kompetenten Lehrers. Das lernt man nicht an der Fernuniversität. Es ist ein Beruf mit Berufung, Fachwissen, Talent und Persönlichkeit. Es ist eine sehr schöne Aufgabe, Unterricht zu gestalten und Menschen zielgerichtet zu beraten – sehr vielseitig, kreativ und sinnstiftend. Es macht Spaß, mit Menschen zu arbeiten, die lernen wollen.

Was wäre, wenn

Und was wäre, wenn diejenigen, die in der Bildung / Weiterbildung arbeiten, wertgeschätzt würden, angemessen bezahlt und sozial abgesichert, fair behandelt und als Experten wahrgenommen würden?

Dann würde ich mich wieder für die Weiterbildung entscheiden!


ein Beitrag aus der ver.di-AG Freie und Honorarkräfte Hamburg


Schlagworte zu diesem Beitrag: Freiberufler/Selbstständige
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 01.06.2015