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Berufliche Weiterbildung - Billig? Erfolgreich? Nachhaltig?

Für die verhinderte Bundesfachbereichsleiterin Petra Gerstenkorn eröffnete Klaus Böhme, Bundesvorsitzender des Fachbereichs, die Fachtagung und stellte die Frage: „Wie soll das denn eigentlich gehen? Kann berufliche Weiterbildung gleichzeitig wirklich billig sein, dabei erfolgreich wirken und dann noch einen nachhaltigen Erfolg erzielen?“ Denn im nächsten Jahr sollen die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik im Bereich des SGB III um 2,15 Mrd. Euro und im Bereich des SGB II um 500 Millionen Euro weiter gekürzt. Nimmt man die in der längerfristigen Finanzplanung geplante Kürzung im SGB III mit 1,2 Mrd. Euro hinzu, fehlen der Arbeitsverwaltung 2013 etwa 3,85 Mrd. Euro für die aktive Arbeitsmarktpolitik.

Gleichzeitig betont die Bundesagentur für Arbeit, die beruflichen Qualifizierungen seien weiterhin fester Bestandteil der Arbeitsmarktprogramme. Denn fast 3 von 4 registrierten Erwerbslosen befinden sich im Bereich des SGB II. Davon verfügen über die Hälfte nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Die Bundesagentur fordert insbesondere für diesen Personenkreis hochwertige Qualifizierungsmaßnahmen, die ihnen den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht.

Qualität spielt dabei eine immer stärkere Rolle. Mit der Instrumentenreform 2012 wurde gesetzlich verankert, dass alle Anbieter von Arbeitsdienstleistungen in Zukunft über eine Zertifizierung verfügen müssen. Wie aber misst man erfolgreiche und vor allem nachhaltige Weiterbildung? Mit Zertifizierungen sicherlich nicht.

Volker Baethke-Kinsky vom Soziologischen Forschungsinstitut der Universität Göttingen machte in seinem Vortrag deutlich, dass es mit einer Zertifizierung der Träger allein nicht getan ist. Es bedarf sinnvoller Erfolgskriterien, um den nachhaltigen Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen zu messen. So fehle es vor allem an Indikatoren, die die volkswirtschaftlichen Wirkungen von Weiterbildungsmaßnahmen nachweisen. „Welche Wirkung hat die Maßnahme auf das gesamtwirtschaftliche Qualifikationspotential? Wie wirkt es sich auf die Entgelthöhe und die Qualität der Beschäftigung nach der Maßnahme aus?“ Kriterien, die in der Erfolgsmessung der BA schlichtweg keine Rolle spielen würden.

Beate Kostka von der Bundesagentur für Arbeit warb vor allem darum, den Begriff der Weiterbildung nicht nur auf den Bereich der Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW) zu reduzieren. Es gehe um Qualifizierung im weiteren Sinne, und die müsse vor allem bei Teilnehmern aus dem Bereich des SGB II in allen Maßnahmen enthalten sein. Der Bereich des FbW sei lediglich die Königsdisziplin. Qualifizierung müsse auch in niederschwelligen Maßnahmen erfolgen, bis jemand in FbW erfolgreich ausgebildet werden kann. Die Vergabe von Arbeitsmarktdienstleistungen biete aus ihrer Sicht Vorteile, wenn die eingereichten Konzepte wirklich ernst genommen werden. Damit verbunden schlug sie vor, doch einmal einen gemeinsamen Workshop von Arbeitsverwaltung und Weiterbildnern zum Thema „Arbeitsmarktdienstleistungen und Vergabe“ durchzuführen.

Wir wollen gute Weiterbildung für alle und gute Arbeitsbedingungen für die dort Beschäftigten. Damit es nicht später heißt: Der desillusionierte Dozent trifft den hoffnungslosen Teilnehmer. Dieses Ziel zu erreichen, wird nicht einfach. Das wurde auf der Fachtagung (wieder) deutlich.


Im Anhang können Sie die Dokumentation der Fachtagung vom 7. November 2012 und den Vortrag von Beate Kostka von der BA herunterladen.

Verweise zu diesem Artikel:
Schlagworte zu diesem Beitrag: Öffentliche Beschäftigungspolitik, Ausbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 22.12.2012