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Getestet und für gut befunden?

Wie sich die Qualität beruflicher Weiterbildung messen lässt

Berufliche Weiterbildung sollte mittlerweile zum selbstverständlichen Bestandteil von Bildungsbiografien gehören. Schließlich müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit den wachsenden Anforderungen am Arbeitsplatz Schritt halten oder sich auf neue Arbeitsbereiche einlassen, und Arbeitslose bekommen durch berufliche Weiterbildung größere Chancen auf einen qualifizierten Arbeitsplatz. Doch wer sich beruflich weiterbildet, investiert viel Zeit und häufig auch viel Geld. Wichtig also, dass das Produkt "berufliche Weiterbildung" auch das hält, was es verspricht. Wie aber können Weiterbildungsinteressierte und auch die Unternehmen, die die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter unterstützen, die Qualität der Angebote prüfen?

Erfolgreich gelernt? Wie lässt sich die Qualität der beruflichen Weiterbildung messen? Das tut federführend die Stiftung Warentest. Sie prüft seit 2002 im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft systematisch berufliche Weiterbildungsangebote. Und das reicht vom Testen der Informationsangebote über die Prüfung von Datenbankinformationen, Beratungsleistungen und Lehrbüchern bis zum konkreten Kursangebot.

Rund 20 000 Anbieter agieren mit etwa 900 000 Kursen auf dem Markt der beruflichen Weiterbildung. Da kann selbst eine Organisation wie die Stiftung Warentest nur Stichproben nehmen. Die werden allerdings akribisch durchgeführt. Quasi als verdeckte Ermittler nehmen die von der Stiftung eingesetzten Testpersonen an den Weiterbildungsveranstaltungen teil, erläutert Projektleiter Alfred Töpper. "Wir schulen natürlich zunächst diese Testpersonen, damit sie in der Lage sind, den gesamten Prozess der Weiterbildung adäquat zu erheben: Sie sind ein Stück weit Messinstrument, ein Stück weit bewerten sie auch subjektiv, aber in der Regel sollen sie objektive Bestandteile erheben: Was wurde wie mit welchen Methoden vermittelt, wie sind die Anmeldeprozesse organisiert, was ist mit den Kursunterlagen? Wir versuchen also, den gesamten Weiterbildungsprozess zu erfassen. Dann wird ein Wertungssystem generiert. Und auch diese Ergebnisse werden mit den Testpersonen dezidiert besprochen, um deren Einschätzungen noch einmal zu hinterfragen."

Der Weiterbildungs-Innovationspreis wird auf der didacta verliehen. Aus all diesen Daten kann dann die Qualität des Kursangebots bewertet werden. Das bekannte Siegel der Stiftung wird aber erst nach weiteren intensiven Testrunden vergeben, so Töpper. "Wir testen an verschiedenen Standorten das gleiche Produkt mehrmals und können so feststellen, was systemisch gleich defizitär oder gleich gut ist, aber auch was Ausreißerereignisse sind oder dem einzelnen Dozenten zuzuweisen ist. Wenn wir Beurteilungen vergeben, haben wir mindestens dreimal den Kurs besucht. Ist es ein einmaliges Ereignis, dann stellen wir dieses auch dar und relativieren die Ergebnisse."

Über die geprüften Angebote können sich Weiterbildungsinteressierte später umfassend informieren – mit den Publikationen der Stiftung Warentest. Die dort genannten Kriterien helfen darüber hinaus auch, andere bislang nicht geprüfte Angebote zu prüfen. Andere Institutionen wie das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) haben so genannte Checklisten erarbeitet, mit deren Hilfe die Weiterbildungsinteressierten die einzelnen Angebote selbst testen können. Da geht es unter anderem um die Kosten der Weiterbildung oder darum, was im Vertrag stehen sollte. Wie ist die Weiterbildungsmaßnahme aufgebaut? Welche Methoden und Medien werden eingesetzt? Wie hoch ist der Praxisbezug? Und schließlich: Welche Bedeutung hat die Weiterbildung für die eigene berufliche Zukunft?

Umfassende wissenschaftliche Untersuchungen über die Qualität der Weiterbildung liegen bislang allerdings noch nicht vor. Und ob und wann ein Weiterbildungs-PISA, wie es auf europäischer Ebene derzeit diskutiert wird, überhaupt realisiert wird und ob Deutschland daran teilnehmen wird, steht noch in den Sternen. "Es wäre spannend", meint Töpper, der allerdings auch zu bedenken gibt, dass hier – anders als im schulischen Bereich – die Ausgangsvoraussetzungen der Teilnehmer nicht so ohne Weiteres vergleichbar seien. Dennoch sei eine "Vorher-Nachher-Messung" gewiss ein guter Ansatz.

Einstweilen aber sind Weiterbildungsinteressierte und Unternehmen noch gut beraten, wenn sie sich vor einer beruflichen Weiterbildung bei Organisationen wie der Stiftung Warentest, dem DIE oder dem BIBB informieren.


Quelle: bildungsklick.de, 28. Januar 2009

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 29.01.2009