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Die eigene Lernmotivation analysieren

Test der der FernUniversität Hagen

"Ich habe keine Lust mehr." Welcher Lernende hat das noch nicht geseufzt? Je besser man die eigene aktuelle "Schieflage" erkennt und analysiert, desto schneller kann man gegensteuern. Hierfür hat Markus Deimann, Lehrgebiet Mediendidaktik der FernUniversität in Hagen, einen Test entwickelt, der die individuelle Motivationslage analysiert und zugleich Strategien für die Selbstmotivation vorschlägt.

Der Test ist im Internet auf der Homepage des Lehrgebiets Mediendidaktik der Fernuniversität Hagen frei zugänglich. Genutzt wird er nicht nur von Studentinnen und Studenten der FernUniversität, sondern auch von Studierenden anderer Hochschulen. Interessant sein kann er für alle, die sich in einer Lernsituation befinden also auch für Beschäftigte in Unternehmen und Organisationen, die sich fortbilden.

"Sich in kurzer Zeit selbstständig neue Fähigkeiten oder Wissensinhalte anzueignen wird immer wichtiger", betont Dr. Deimann. Erkannt haben das auch die 80 Prozent der rund 50.000 FernUni-Studierenden, die Studium und Berufstätigkeit miteinander verbinden. Die meisten von ihnen sind im "familiengerechten" Alter. Für Beruf, Studium und Familie braucht man viel Zeit. Etwas Freiraum zum "Abschalten" durch Hobbys sollte aber auch bleiben. "Da kann man trotz hoher der allgemein hohen Anfangsmotivation von FernUni-Studierenden leicht einmal in eine motivationale Schieflage kommen", erläutert Markus Deimann." Motivation ist eine hervorragende Energiequelle, doch braucht man gelegentlich einen Notfall-Akku - die Volition: Das ist der Wille zu lernen und ein Ziel zu erreichen. Dieser Akku muss so eingestellt sein, dass er von allein einspringt, wenn die Motivation ausfällt. Diese Kompetenz muss der Lernende durch ein Training schon vor dem "Notfall" erworben haben.

Lernende merken zwar selbst, dass sie keine Lust mehr haben, doch kennen sie weder die genauen Gründe dafür noch die geeigneten Gegenstrategien. Hinweise hierauf gibt der Test, den Markus Deimann an der FernUniversität entwickelt hat. Interessierte können mit ihm in etwa 15 Minuten ihre Motivationslage analysieren und ein detailliertes Profil zu ihrem Lernverhalten erstellen zu lassen.

Zentral ist dabei die Fähigkeit der Lernenden, das eigene Verhalten willentlich zu steuern, indem sie ihre Motivation und ihre Emotionen kontrollieren. Dies spielt bei einem Fernstudium eine noch größere Rolle als beim Präsenzlernen, wo "natürliche Motivatoren" eher vorhanden sind. Deimann: "In einer Präsenzveranstaltung ist Lernen 'natürlich' und wird durch Dozenten, andere Lernende und Lehrmaterialien unterstrichen." Demgegenüber befinden sich Fernstudierende oftmals in unüblichen Lernsituationen: keine Lehrenden und Lernenden, stattdessen lenken Fernsehgerät, spielende Kinder oder Hausarbeit ab. Es ist schwieriger, sich auf das Lernen zu konzentrieren.

Solche und andere Szenarien werden in dem in dem Internet-Test beschrieben und mit Fragen nach individuellen Strategien verknüpft. Unmittelbar nach dem Ausfüllen des Fragebogens werden das individuelle Kompetenzprofil ausgegeben und Strategien vorgeschlagen, die sich direkt auf das Profil beziehen und eng auf das Lernverhalten abgestimmt sind.

Deimann: "Die Grundhaltung, die wir damit vermitteln wollen, lautet: "Ich kann! Ich will! Ich werde!" Denn eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung ist ausschlaggebend für Erfolg: "Wenn wir uns sagen Ich kann! steigt unsere Leistungsfähigkeit." Sein Rat: "Wenn man gerade mal nicht im Lernprojekt vorankommt, sollte man sich bewusst machen, dass man für gewöhnlich gute Arbeit leistet, dass man schon vieles geschafft hat - Abitur gemacht, gute Position erreicht, ein Haus gebaut... Wir helfen dabei, sich der eigenen Stärken bewusst zu werden!"

Aufgezeigt werden verschiedenste Strategien, etwa zur negativen Motivationskontrolle: Welche Folgen hätte ein Nichterreichen des Lernziels? Eine andere Strategie kann sein, die eigene Lernzeit mit der von anderen Lernenden zu vergleichen und zu sehen, wie diese dadurch wahrscheinlich erfolgreicher sein werden. Dabei soll kein Neid entstehen sondern die Einsicht, zielgerichtet am persönlichen Projektvorhaben zu arbeiten macht sich bezahlt.

Strategien zur Emotionskontrolle können sein, sich nach dem Erreichen von Teilzielen zu belohnen, Spaß an der Lösung einer Aufgabe zu haben oder sich auszumalen, wie es ist, wenn man sein Ziel erreicht hat. Auch Abwechslung im Lernalltag kann positiv wirken, selbst wenn man sie sich nur vorstellt. Ebenso Entspannungsübungen (für die es sogar konkrete Anleitungen gibt) oder die Formulierung von Zielen für die eigene berufliche Zukunft: "Sie helfen, die eigene Zukunft zu gestalten, sich von Zeitverschwendung durch Unsicherheit, Grübeln, Ängste und Zweifel zu befreien und Energien auf Dinge zu bündeln, die man selbst für sich ausgewählt hat."

Der Test ist frei zugänglich und anonym. Notwendig sind nur einige demografische Angaben. Nach der Beantwortung aller Fragen zeigt eine Ampel die aktuelle Motivation auf, zugleich werden Vorschläge für die Verbesserung des Kompetenzprofils gemacht. Durch den ganzheitlichen Ansatz gibt es eine große Bandbreite von Situationen und dementsprechend auch mehrere Strategievorschläge - Denkanstöße, keine Rezepte: "Man bekommt einen ersten wichtigen Eindruck von der Person", betont Deimann, "mehr kann ein solcher Test wegen verzerrter Wahrnehmungen und Unehrlichkeit gegen sich selbst nicht sein".

Später möchte er daher die Ergebnisse mit den Nachfragenden individuell besprechen, damit die Strategien zielgerichtet angewendet werden: "Die motivationale Schieflage kann durch das Zusammenspiel von Test und Coaching am besten wieder in die Normallage gebracht werden."

Doch nicht nur in der universitären (Fern-)Lehre sieht Deimann Einsatzmöglichkeiten, sondern auch in der betrieblichen Weiterbildung. Durch enge Kooperationen mit den Unternehmensberatungen Kurpfalz Management und System Management weiß er: "Vieles, was in teuren Seminaren gelernt wurde, wird am Arbeitsplatz gar nicht umgesetzt. Wir könnten die Teilnehmenden mit Neuen Medien 'an die Hand' nehmen, um dies zu erreichen." Hierzu wurde zusammen mit Benjamin Weber (BildungsWert) das Konzept der Volitionalen TransferUnterstützung entwickelt (VTU).

Dass dieser Test schon heute hilfreich sein kann, hat ein ausführlicher Probebetrieb im Bachelor-Studiengang Bildungswissenschaft der FernUniversität ergeben: "Ich hatte das Gefühl, an einer Nah-Uni zu sein", war einer der vielen zustimmenden Einträge.


Quelle: Bildungsklick.de (02.05.2008)

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 08.05.2008