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Mit Zentren Lebensbegleitenden Lernens soll die betriebswirtschaftliche Steuerung im Bildungswesen ausgebaut werden

"Wir bewerten die bislang durch die Landesregierung eingeleiteten Schritte zur Schaffung so genannter Zentren Lebensbegleitenden Lernens (ZLL) als weiteren Versuch, die betriebswirtschaftliche Steuerung im Bildungswesen mit autokratischen Methoden durchzusetzen. Die Kostenminimierung soll zur Richtschnur der Bildung werden," so Karola Stötzel, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW Hessen heute in Frankfurt.

Unter erheblichem Zeitdruck sollen bis Ende 2007 zwischen Berufschulen, Abendgymnasien, Volkshochschulen und anderen privaten Bildungsanbietern acht Zentren des Lebensbegleitenden Lernens in Hessen entstehen. Hierbei sind nach vorliegenden Informationen die Leitungen der Einrichtungen unter erheblichen politischen und zeitlichen Druck gesetzt worden, Kontrakte zur Zusammenlegung der unterschiedlichen Einrichtungen zu unterzeichen, erklärt Herbert Storn, Vorsitzender der GEW Frankfurt.

Die GEW kritisiert scharf, dass dabei die Mitbestimmungsgremien, wie Gesamtkonferenzen, Schulkonferenzen und Personalratsgremien der einzelnen Institutionen sowie wie auch die Vertretung der Lehrerinnen und Lehrer im Hessischen Kultusministerium übergangen und missachtet wurden. Die GEW sieht in den bisherigen Erklärungen zu Entwicklungspartnerschaft eine faktisch nicht reversible Zwangsvereinigung der betroffenen Bildungseinrichtungen.

Die gewollte "bildungspolitische, pädagogische und strukturelle Neuausrichtung im Bildungssystem, durch die Funktion und Grenzen öffentlicher Verantwortung im Schul,- Ausbildungs,- und Weiterbildungssektor neu bestimmt … " werden sollen, weisen den Weg: Der Berufsbildende Bereich, hierunter auch nachholende Schulabschlüsse wie etwa Abendhaupt- Realschule und sowie Abendgymnasien sollen mithilfe des prekarisierten Weiterbildungssektors billiger gemacht werden. So werden etwa in Sprachkursen der VHS Lehrkräfte zu Tagelöhnerbedingungen beschäftigt.

Wenn in den Konzepten davon die Rede ist, dass bei der gewollten Neuausrichtung des zweiten Bildungsweges "über die klassische Lehrerausbildung hinaus qualifizierte Fachkräfte gewonnen" werden sollen, können wir nur von politisch unverantwortlichen Verunklarung und Verschleierung der wirklichen Vorhaben ausgehen.

Zu befürchten steht, dass erneut nicht qualifiziertes Personal die Aufgaben von Pädagoginnen und Pädagogen übernehmen sollen, wie dies bei Unterrichtsgarantie plus der Fall ist.

"Es ist zynische Augenwischerei und politisch Unverantwortlich, angesichts der Situation in der sich viele der betroffenen Bildungsteilnehmenden befinden, wie Arbeitslosigkeit, Mangel an Ausbildungsplätzen und beruflichen Zukunftschancen sowie struktureller sozialer Benachteiligung, eine Absenkung des Qualifikationsniveaus der Ausbilder und Lehrkräfte vornehmen zu wollen. Darüber hinaus auch noch weitere finanzielle Mittel einsparen oder gar erwirtschaften zu wollen spricht den Betroffenen Hohn und treibt ihre soziale Ausgrenzung weiter voran. Denn die Zeche für diese Preisgabe des staatlichen Bildungsauftrages etwa bei nachholenden Bildungsabschlüssen werden die Teilnehmenden dieser Lehrgänge mit hohen Gebühren zahlen müssen," so Karola Stötzel abschließend.

Quelle: bildungsklick.de

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 08.05.2007