Lebenslanges Lernen

Zurück zur Übersicht

Weiterbildungspakt: Investition in die Zukunft und Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit

Die Anhörung des Ausschusses hat erneut bestätigt, dass Deutschland im Weiterbildungsbereich im internationalen Vergleich weit hinterherhinkt und dringender Handlungsbedarf besteht. Alle Sachverständigen waren sich einig, dass speziell die finanziellen Anstrengungen im Weiterbildungsbereich und die Weiterbildungsbeteiligung hierzulande unzureichend sind. Negative Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung wie auch auf die Innovationsfähigkeit und Teilhabechancen des Einzelnen sind heute schon absehbar. Konsens war ebenso, dass der Weiterbildungssektor gänzlich intransparent und zu selektiv ist.

Diese Diagnose zeigt: Es ist Zeit, den Weiterbildungssektor in Deutschland neu zu ordnen und eine konzertierte Aktion Weiterbildung mit einer nationalen Weiterbildungskampagne und einem staatlichen Investitionsprogramm zu starten. Die Ankündigung der Bundesregierung, mit einem Maßnahmenbündel von der Einführung einer Weiterbildungsprämie, dem Weiterbildungssparen und eventueller weiterer drittelfinanzierter Maßnahmen bis hin zur vereinfachten Möglichkeit für Weiterbildungskredite die Beteiligung und Finanzierung zu stärken, ist ein wichtiger erster Beitrag. Die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt voll diese Initiative. Ein Ergebnis der Anhörung ist auch, dass die Maßnahme angesichts des bestehenden Handlungsbedarfs nicht ausreichend sein kann und zügig zu einer umfassenden Weiterbildungsstrategie ergänzt werden muss. So ist die Weiterentwicklung und Neuordnung der staatlichen Weiterbildungsförderung überfällig und ein umfassender Weiterbildungspakt bleibt auf der politischen Agenda:
  • Erstens müssen 'Weiterbildungslücken' geschlossen werden. Dazu gehört, das Nachholen von Schul- und Berufsabschlüssen durch ein Weiterbildungsinvestitionsprogramm umfassend zu fördern und diesen Menschen eine echte Zweite Chance zu geben. Der Staat muss ein Interesse daran haben, diese Gruppe in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft zu integrieren, statt sie langfristig mit Hartz IV zu alimentieren.

  • Zweitens brauchen wir bei der Finanzierung eine Umkehr und eine Steigerung der Ausgaben der öffentlichen Hand für Weiterbildung. Vor allem bei benachteiligten Bevölkerungsgruppen kommt der öffentlich geförderten Weiterbildungsfinanzierung eine besondere Verantwortung zu. Vor allem sozial Benachteiligte, Bildungsbenachteiligte, Ältere, Migranten, Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen und Frauen mit Kindern bleiben zu oft außen vor.

  • Dies muss drittens einhergehen mit einer Überprüfung der Instrumente und der Entscheidungspraxis der Arbeitsagenturen: Falsche Anreizsysteme wie der Aussteuerungsbetrag müssen überprüft und vor allem langfristige Maßnahmen nachhaltig gestärkt werden. Es bedarf auch einer stärkeren langfristigen Verlässlichkeit der BA-Weiterbildungspolitik. Die Sicherung der Qualität im Weiterbildungsbereich und die klare Ausrichtung auf die tatsächlichen Arbeitsmarktchancen muss wieder Priorität vor reinen Kostengesichtspunkten erhalten. Hierzu zählt auch die Frage des verantwortlicheren Umgangs mit den im Weiterbildungssektor Beschäftigten sowie Honorargarantien für die Anbieter in der Weiterbildung. Die Qualität und Leistungsfähigkeit im Weiterbildungssektor kann nur gesichert werden, wenn die Weiterbildungsträger nicht zu Dumping-Preisen arbeiten müssen, wie es in der Anhörung mehrfach kritisiert worden ist. Ferner müssen wir viertens flankierend die Weiterbildungsforschung ausbauen, um fundierte Erkenntnisse zu erhalten, und somit die Effektivität in diesem Bereich zu erhöhen.
Die SPD-Bundestagsfraktion ist davon überzeugt, dass langfristig ein Erwachsenenbildungsförderungsgesetz mit klaren und solide finanzierten Weiterbildungsansprüchen, mit einer effektiven Weiterbildungsberatung in öffentlicher Verantwortung und einer hohen Weiterbildungsqualität ein erfolgversprechender Weg ist. Die Große Koalition hat sich in ihrem Koalitionsvertrag viel vorgenommen. Wir sind entschlossen, diesen Weg weiter zu gehen und Weiterbildung Schritt für Schritt zur vierten Säule unseres Bildungssystems auszubauen.

Quelle: Presserklärung von Ulla Burchardt vom 29. 01. 2007

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 06.04.2007