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IG Metall fordert in der diesjährigen Tarifrunde Vereinbarungen über Weiterbildung und Innovationen ein.

"Die IG Metall fordert für die rund 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie eine Erhöhung der Entgelte und der Ausbildungsvergütungen in Höhe von fünf Prozent. Darüber hinaus fordert die IG Metall den Abschluss eines Tarifvertrags zur Qualifizierung und Innovation (Q+I). Dieser soll die Unternehmen stärker zur systematischen Qualifizierung aller Beschäftigten und zu Innovationen bei Produkten und Prozessen verpflichten.

Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, unterstrich die Bedeutung der qualitativen Bestandteile für die bevorstehende Tarifrunde: "Zukunftsfähige Konzepte basieren nicht auf einer kurzfristigen shareholder-value Politik. Sie benötigen Investitionen in Forschung und Entwicklung, in optimierte Arbeitsprozesse und in Qualifizierung." Die Praxis sehe dagegen in vielen Betrieben anders aus. Die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung sei rückläufig. Im Jahr 2003 lag sie bei 26 Prozent, 1997 noch bei 30 Prozent. Ähnliche Defizite zeigten sich auch in Fragen der Innovation. So seien die Investitionen aller deutschen Unternehmen im Jahr 2004 zum vierten Mal in Folge rückläufig und auf dem tiefsten Stand seit 1992. "Das ist grob fahrlässig", sagte Huber."

Quelle: WAP Das Berufsbildungsportal für Mitglieder der IGM.

Aus tarifpolitischer Sicht hat der Zugang zur und die Organisation von Weiterbildung sowie die Qualität der betrieblichen Innovationsaktivitäten einen entscheidenden Stellenwert.

"Billiger sein als andere - in diesem Wettbewerb kann die deutsche Wirtschaft nicht mithalten. Der Standortvorteil liegt in guten Produkten und gut ausgebildeten Mitarbeiter/innen. Deshalb ist Qualifizierung und Weiterbildung so wichtig. Allerdings: 2003 nahm nur ein Viertel der Beschäftigten an Weiterbildungsmaßnahmen teil - Tendenz rückläufig. Und das sind oft nur diejenigen, die ohnehin ein höheres Qualifikationsniveau haben; Ausländer und Frauen bleiben oft außen vor.

Die IG Metall hat gute Erfahrungen mit ihren Weiterbildungstarifverträgen in der Textil- und Bekleidungsindustrie gemacht. Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Bildung belegt: Dort, wo es Qualifizierungs-Tarifverträge gibt, kümmern sich auch die Betriebsräte stärker um dieses Thema. Deshalb fordert die IG Metall ein individuelles Recht auf Qualifizierung - übrigens in einer koordinierten Aktion mit den europäischen Gewerkschaften.

Laut Bundesbank-Bericht vom Juni 2005 waren die Investitionen aller deutscher Unternehmen 2004 zum vierten Mal in Folge rückläufig. Und die IG Metall hat bei vielen Unternehmen, die aufgrund des "Pforzheimer Abkommens" vom Tarifvertrag abweichen wollten, erhebliche Defizite bei Innovation und Investitionen festgestellt. Statt eine mittelfristige unternehmerische Gesamtkonzeption zu entwerfen, überwiegen kurzfristiges Herumdoktern und der Ruf nach Kostensenkung.

Qualifizierung und Innovation sind Schlüsselgrößen dafür, dass Arbeit eine Zukunft hat. Aus tarifpolitischer Sicht hat der Zugang zur und die Organisation von Weiterbildung sowie die Qualität der betrieblichen Innovationsaktivitäten einen entscheidenden Stellenwert. Es kommt nun darauf an, diese Themen nicht mehr allein den Unternehmen zu überlassen, sondern sie mit tarifvertraglichen Instrumenten anzugehen. Um die Unternehmen nicht aus ihrer Verantwortung für eine qualitative Zukunftssicherung zu entlassen, erhebt die IG Metall die Forderung nach einem Tarifvertrag über Qualifizierung und Innovation - als Baustein für eine Arbeit mit Zukunft."

Quelle: Qualifizierung und Innovation, Themen zur Tarifrunde der IG Metall.

Gesamtmetall nimmt Forderung nach tariflichen Vereinbarungen zur Weiterbildung strikt ab.

In der Stellungnahme des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall zur Tarifrunde werden die Themenbereiche Weiterbildung und Innovationen nicht erwähnt. Für Gesamtmetall sind in der Tarifrunde vier Themenfelder von Bedeutung."

"Gesamtmetall benannte vier Themenfelder, die in den kommenden Tarifverhandlungen abgearbeitet werden müssen: eine kostenneutrale Tarifentwicklung, mehr betriebliche Gestaltungsoptionen für die Unternehmen im Rahmen des Flächentarifvertrags, die Schaffung tarifpolitischer Anreize für den Aufbau von Arbeitsplätzen und die Förderung von Beschäftigung in den Randbereichen der M+E-Industrie." Gesamtmetall-Informationen für die Presse 01/2006 - 20.01.2006

Dietrich Kröncke, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Niedersachsen-Metall will von Tarifverträgen über Weiterbildung und Innovation nichts wissen. Nach einer Meldung der Grafschafter Nachrichten vom 17.01.2006 bezeichnete er es als abwegig, Innovationsvereinbarungen und mehr Weiterbildung in einem Tarifvertrag zu fixieren.



Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 30.04.2006