Grundsätzliches zur Weiterbildung

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Investive Arbeitszeitpolitik - Zum Zusammenhang von Arbeitszeit und Weiterbildung

Die Autoren gehen „der Frage nach, welchen Einfluss die Gestaltung von Arbeits- und Weiterbildungszeit auf Weiterbildung hat. Die empirischen Analysen setzen sich dabei mit der jüngst in der Literatur vertretenen These auseinander, dass flexible Arbeitszeiten die zeitorganisatorischen Rahmenbedingungen für berufliche Weiterbildung verbessern und Weiterbildungshemmnisse abbauen würden (Janssen 2003).“ Bereits heute würde Zeitmangel die Teilnahme an Weiterbildung be- oder gar verhindern.

Der Zeitaspekt hat für die Weiterbildung eine doppelte Bedeutung: „Zum einen stellt Zeit in der Verfügbarkeit durch die Beschäftigten eine absolut begrenzte Ressource dar und lässt sich im Unterschied zu Geld nicht vermehren (und im strengen Sinne auch nicht ansparen). Zum anderen ist Zeit ein Kostenfaktor.“ Die Autoren gehen beim Zeitaspekt davon aus, dass „die zeitlichen Verwendungsstrukturen innerhalb des individuellen bzw. familialen Zeitbudgets zugunsten von mehr Weiterbildungszeit umschichten zu können, dürften maßgeblich vom Familienstand, der familialen Arbeitsteilung und vom Haushaltseinkommen abhängen.“

Da Weiterbildung die Arbeitsproduktivität steigert, die zu höheren Erträgen führt, stellt sich zudem die Frage, wer die Erträge letztlich erhält. „Schätzungen zeigen für die Vereinigten Staaten, dass der Großteil der Renditen von Weiterbildungsmaßnahmen den Unternehmen zufließt (Barron et al. 1999).“ Solche Ergebnisse haben Auswirkungen auf die Frage, wer in welchem Umfang an den Kosten der Weiterbildung zu betteiligen ist.

Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer repräsentativen Betriebsrätebefragung. Die allgemeinen Ergebnisse zum Weiterbildungsverhalten, zur Teilnahme an Weiterbildung und Faktoren, die das Weiterbildungsverhalten beeinflussen (Geschlecht, Alter und die berufliche Qualifikation), stimmen mit aktuellen Daten anderen Untersuchungen gut überein. Neu an der Studie ist die Frage, ob z. b. Arbeitszeitkonten oder Lernzeitkonten die Teilnahme an Weiterbildung positiv beeinflussen können.

Allgemeine Arbeitszeitkonten, die zu mehr Arbeitsflexibilität führt, scheint keinen nachweisbaren Effekt auf die Weiterbildungsbeteiligung auszuüben. „Eine andere Bedeutung ist Lernzeitkonten zuzuschreiben. Vor allem, wenn sie mit Time-sharing- Modellen auftreten, lässt sich ein positiver Einfluss auf betriebliche Weiterbildungsaktivitäten nachweisen.
Vor diesem Hintergrund scheinen die in den letzten Jahren in unterschiedlichen Varianten tarifvertraglich und betrieblich vereinbarten Lernzeitkonten auf dem richtigen Wege zu sein.“ Die Einrichtung eines Kontos allein reicht jedoch nicht aus.

Die Autoren empfehlen daher, diese Konten durch unterschiedliche Quellen zu speisen. „Für einen Grundstock bieten sich an Ansprüche aus Bildungsurlaubsgesetzen, bestehende tarifliche und betriebliche Freistellungsansprüche sowie weitere, auf Zeitkonten angesparte Zeitelemente (Seifert 2001), die durch tarifliche und betriebliche Vereinbarungen aufgestockt werden können.“ Auch seien flankierende öffentliche Maßnahmen (z. b. Steuererleichterungen) denkbar.

Der Artikel kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden. Er findet sich in den WSI-Mitteilungen 04/2004 mit dem Schwerpunkt Finanzierung und Organisation beruflicher Weiterbildung.

Weitere interessante Artikel zur betrieblichen Weiterbildung erhalten sie auf der Homepage der Hans-Böckler-Stiftung. Hier können Sie auch die WSI-Mitteilungen teilweise einsehen und online bestellen.

Verweise zu diesem Artikel:
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 27.04.2005