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Europäischer Qualifikationsrahmen (EQF) lässt Fragen offen

Konzertierte Aktion Weiterbildung (KAW) mit Kritik am Konsultationsprozess

Mehr Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt, eine größere Transparenz der europäischen Bildungssysteme und eine stärkere Orientierung an Lernergebnissen statt an Abschlüssen: Dies sind die wesentlichen Ziele eines „Europäischen Qualifikationsrahmens für Lebenslanges Lernen“ (EQF), der im Grundsatz eine auf alle europäischen Bildungssysteme anwendbare gemeinsame Beschreibung von Qualifikationen umfasst. Die Europäische Kommission hatte auf der Basis der Arbeiten einer Expertengruppe im Sommer erstmals einen Entwurf vorgelegt und einen 6-monatigen europaweiten Konsultationsprozess initiiert, der mit dem 31.12.2005 zu Ende geht. In Deutschland waren in diesem Prozess aktiv das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kultusministerkonferenz (KMK) sowie die Sozialpartner eingebunden.

BMBF und KMK haben nunmehr eine erste Stellungnahme nach Brüssel übermittelt. Wesentliche Aspekte des EQF sollen nach Vorstellung von Bund und Ländern herausgenommen werden. So soll sich ein EQF einzig auf die berufliche und allgemeine Bildung, gemeint sind hier Sekundar- und Hochschulbildung, beschränken, der Begriff „lebenslanges Lernen“ sogar ganz gestrichen werden. „Die Grundidee eines gemeinsamen Europäischen Qualifikationsrahmens, nämlich lebenslanges Lernen zu fördern, wird somit unterlaufen. Dies ist aus Sicht der Weiterbildung nicht zu akzeptieren“, so Hans Ulrich Nordhaus, Vorsitzender der Konzertierten Aktion Weiterbildung.

„Es darf nicht sein, dass EQF allein ein Bezugsrahmen für die Grundbildung darstellt.“ Allerdings weist auch der Kommissionsentwurf selbst deutliche Schwächen auf.

Aus Sicht der KAW besteht in den folgenden Punkten noch Klärungsbedarf:
  • Orientierung an Lernergebnissen: Diese sog. „Output-Orientierung“ ist die wesentliche Grundidee des EQF. Konsequent verfolgt wird sie aber nicht. Zur Erläuterung verschiedener Niveaus von Lernergebnissen bedient sich EQF beispielsweise Beschreibungen, wo diese Qualifikationen erworben wurden.
  • Nationaler Qualifikationsrahmen (NQF): Kein europäischer ohne einen nationalen Rahmen. In Deutschland aber gibt es einen solchen NQF noch nicht. Ein EQF-Vorschlag darf jedoch nicht isoliert diskutiert werden. Vielmehr sollte er Impulse geben, die Entwicklung eines nationalen Qualifikationsrahmens voranzutreiben.
  • Qualitätssicherung: Eine konsequente Orientierung an den Lernergebnissen verlangt ein besonderes Augenmerk auf der Qualitätssicherung. Wie wird beispielsweise informell erworbene Kompetenz validiert? Es müssen verlässliche Instrumente geschaffen werden, die sowohl für Lernende, Lehrende als auch Arbeitgeber handhabbar sind.
„Wir sind gerne bereit, uns als KAW in die europäischen wie auch nationalen Beratungen einzubringen“, fasst Hans Ulrich Nordhaus zusammen. Grundsätzlich unterstützt die KAW die Idee der Stärkung von Mobilität und Transparenz.

„Wir dürfen darüber aber keinesfalls die zentrale Frage aus den Augen verlieren, nämlich wie die unterschiedlichen europäischen Bildungssysteme, gleichsam immer auch Ausdruck des kulturellen Selbstverständnisses, in einem gemeinsamen Referenzrahmen fair abgebildet werden können.“


Die Konzertierte Aktion Weiterbildung ist Ansprechpartner, Impulsgeber und Berater für Weiterbildungsinnovationen. Sie versteht sich als unabhängiges politikberatendes Sachverständigenforum in Fragen der allgemeinen, politischen, beruflichen, wissenschaftlichen und kulturellen Weiterbildung.


Einen Kommentar der KAW zum Europäischen Qualifikationsrahmen finden auf der Homepage der Konzertierte Aktion Weiterbildung.

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 30.04.2006

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024